Singen mit Kindern - gesund und gut

Musik kann aufgenommen (hören, fühlen) oder selber aktiv gestaltet werden (tanzen, singen, töne produzieren) 

Beides hat eine eigene Qualität und führt zu unterschiedlichen Erfahrungen beim Kind. 

 

Sing-und Musikspiele:

Hören: 

Geräusche zu hören und zu unterscheiden, macht nicht nur Spaß, es fördert auch die Musikalität. Überall gibt es Geräusche und es gilt, bewußt diese zu unterscheiden und zu erkennen oder wieder zu erkennen. Draußen in der Natur (Vögel, Insekten, Blätter im Wind oder Herbstlaub unter den Schuhen), drinnen wenn der Regen gegen die Scheiben klopft oder auch der Wasserhahn tropft, rinnt oder die Dusche die Wassertropfen gegen den Duschvorhang schleudert. Oder auch das Summen der Waschmaschine. Die Kinder können auch Geräusche erfinden und ein Kind errät, mit welchen Mitteln dieses Geräusch produziert wurde. Oder ein Kind bekommt die Augen verbunden, und versucht genau zu hören, aus welcher Richtung ein bestimmtes Geräusch kommt. 

Draußen kann man das 'Scheue Reh' spielen. Ein Spieler stellt sich mit verbundenen Augen in den Kreis und bekommt eine Blumenspritze in die Hand. Nun wird ein Wolf aus dem Kreis ausgewählt und dieser muss versuchen sich an das Reh anzuschleichen. Wenn er gehört wird, spritzt das Reh in die Richtung. Klatscht er das Reh ab, so wird der Wolf das nächste Reh. 

Ein sehr beliebtes Spiel ist auch die 'Naschkatze'. Ein Kind sitzt mit verbundenen Augen in der Mitte des Kreises und hat vor sich eine Schüssel mit Süssigkeiten, Nüssen, Steinen oä. Die Mäuse im Kreis versuchen nun leise sich anzuschleichen (der Spielleiter bezeichnet die Maus die als nächstes darf) und einen Gegenstand aus der Schüssel zu klauen. Die Katze darf versuchen die Maus zu erwischen, wenn sie sie hören kann. 

 

Selber Geräusche produzieren: 

Nicht nur kleine Dosen gefüllt mit unterschiedlichen Materialien können sich ganz verschieden anhören. Auch knisterndes Papier, Kochlöffel auf unterschiedliche Töpfe geschlagen, leere Pappdosen usw. lassen schöne und spannende Geräusche entstehen. Gefüllte Luftballons mit unterschiedlichen Materialien (Hirse, Reis, Dinkel.. über einen Papiertrichter in einen Luftballon füllen und dann aufpusten. Achtung: wenn der Ballon platzt, dann gibt es einen großen Körnerregen!) Unterschiedlich hoch gefüllte Glasflaschen oder auch Gläser, machen ganz verschiedene Töne, wenn sie vorsichtig mit einem Löffel geklopft werden. Für kleine Kinder eignen sich kleine zarte Glocken an Bändern oder Handschuhen oder auf eine Schnur aufgezogene Knöpfe (Achtung: Nicht in den Mund nehmen lassen, Verschluckgefahr).

Mit allen Geräuschen können kleine Memory oder "Such und Finde" Spiele gespielt werden. 

 

Selber Singen: 

Für die kleineren Kinder und Babies, sind Summlieder (Brummlieder) oder auch kleine einfache Schlaf und Wiegelieder zu empfehlen. Es geht gar nicht so sehr darum, dass korrekte Lieder wiedergegeben werden. Einfach eine kleine Melodie summen oder den Tag noch einmal singend mit eigener Melodie nacherzählen. 

 

Für bereits etwas ältere Kinder, bieten sich die klassischen Lieder an (Backe,backe Kuchen, Hoppe hoppe Reiter, grün grün grün sind alle meine Kleider) 

 

Für die älteren eignen sich Lieder die kleine Geschichten enthalten (Dornröschen war ein schönes Kind...oä) oder die zum Mitmachen auffordern (wer will fleißige Handwerker sehen) und bei denen die Bewegungen den Gesang begleiten. 

Aber natürlich auch die Lieder zu den Jahresezeiten.

 

Lieder mit Noten hier  

 

Zum Singen kann auch getanzt werden. In Gruppen oder Alleine (Brüderchen komm tanz mit mir..usw). Bitte beachtet: Eine CD oder Musik aus dem Radio ersetzt niemals das gemeinsame Singen! 

Hierzu noch einmal Prof. Hüther: 
(...)"Wir haben ja die Situation, dass viele Erzieherinnen und Erzieher im Kindergarten selber kaum noch singen. Sie können nichts dafür, weil sie selbst nie dafür begeistert worden sind. Das führt dann dazu, dass einfach eine CD eingelegt wird. Das ist für Kinder aber etwas Totes im Vergleich zum Singen mit Menschen, die sie sehen und denen sie nah sind."

 

 

 

Warum Singen?

 

Nicht nur bei Kindern, sondern bei allen Menschen fördert das Singen die tiefe Atmung, der Körper wird gut durchblutet und der Kreislauf verstärkt seine Aktivität. Singen stärkt also die Abwehrkräfte. 

 

Singen ist Psychotherapie:

Auch für die Verarbeitung von Emotionen, kann Singen helfen. Beim Singen wird ein Glückscocktail aus antidepressiven Botenstoffen wie Serotonin, Noradrenalin, Beta-Endorphin und Oxytocin ausgeschüttet. Gleichzeitig nehmen Stresshormone ab. 

 

Singen für Kinder: 

Prof Hüther fasst es für die Bertelsamannstiftung wunderbar zusammen: "Kindergehirne entwickeln sich nicht von allein. Damit es unseren Kindern gelingt, all die vielen komplexen Netzwerke herauszuformen, die erforderlich sind, um sich im späteren Leben zurechtzufinden, brauchen sie unsere Hilfe. Alles, was die Beziehungsfähigkeit von Kindern – zu sich selbst, zu anderen Menschen, zu Natur und Kultur – verbessert, ist die wichtigste Entwicklungshilfe, die wir ihnen bieten können. Eine ideale Möglichkeit zur Herausbildung dieser Beziehungsfähigkeit ist das gemeinsame Singen.

Was passiert denn aus neurobiologischer Sicht beim Singen im Gehirn eines Kindes?
Es werden gleichzeitig sehr unterschiedliche Netzwerke aktiviert und miteinander verknüpft. Durch die Aktivierung emotionaler Zentren wird das Singen mit einem lustvollen, befreienden Zustand verkoppelt. Außerdem kommt es zu sehr komplexen Rückkopplungen zwischen erinnerten Mustern in Form von Melodie, Tempo, Takt und dem zum Singen erforderlichen Ausbau sensomotorischer Muster, also der Wahrnehmung und Korrektur der eigenen Stimme. Das ist für die Ausbildung von Feinmotorik eine intensivere Übung als zum Beispiel das Schreibenlernen, denn das Hirn muss das Ganze so steuern, dass die Stimmbänder mit Hilfe der motorischen Nerven genau die richtige Spannung bekommen. Singen ist insofern ein ideales Training für Selbststeuerung und Selbstkorrektur."